Artenreichtum & Landwirtschaft
Was eine artenreiche Natur mit unserem Mittagessen zu tun hat
Biologische Vielfalt beschreibt die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Innerhalb von Arten, zwischen Arten und von unterschiedlichen Lebensräumen. Weil Tiere Lebensmittel bestäuben, Böden fruchtbar machen und Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Zaum halten, hat das einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Ernährungssicherheit und den Preis von Lebensmitteln. Wir Menschen sind getragen vom Netz des Lebens, das uns umgibt. In Hinblick auf unsere Ernährung können wir uns das wie ein Einkaufsnetz vorstellen: Je mehr Löcher wir hineinschneiden, desto weniger Lebensmittel bleiben drin.
Die Grundlage für alles: Gesunde Böden dank kleiner Leistungsträger
Unser Essen wächst auf dem Acker. Klingt einfach, ist aber komplex. Denn Böden sind lebendige Systeme voller Kleinstlebewesen (sogenannte Mikroorganismen), die dafür sorgen, dass Pflanzen überhaupt wachsen können (1). Ein Teelöffel gesunder Boden enthält eine Million Bakterien und hunderttausende Pilze (2). Ohne dieses “Untergrund-Team” gäbe es keine Ernten.
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Wenn es um nährstoffreiche Böden geht, sind Ameisen echte Leistungsträger: Sie bewegen pro Jahr und Hektar etwa 13 Tonnen Erdmasse (4). Das ist nicht nur beeindruckend, sondern macht Böden fruchtbarer. Auch Regenwürmer sind besonders fleißige Leistungsträger: Sie arbeiten quasi ununterbrochen für uns. Ihre bis zu 20 Meter langen Gänge sorgen für die Belüftung des Bodens und die Verteilung von Nährstoffen (5). Einen besseren Dünger als ihren Kot gibt es kaum. Faszinierend: Beim Graben stemmen sie das 50 bis 60-fache ihres eigenen Körpergewichts und gehören damit – gemessen am Verhältnis zur eigenen Körpergröße – zu den stärksten Tieren der Welt (6).
Grafik: Ole Häntzschel
Wie wir gesunde Böden erhalten
Übernutzung, Überdüngung, Versiegelung, Verdichtung, Verschmutzung und Pestizide wirken sich negativ auf die Bodenvielfalt aus (1). Dem entgegenzuwirken ist wichtig für unsere Landwirtschaft. Denn gesunde Böden sind die Grundlage sicherer Ernten und tragen maßgeblich zu stabilen Lebensmittelpreisen bei.
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Insekten beflügeln unsere Landwirtschaft – und sorgen für Erdbeeren, Kaffee und Schokolade!
Klar, Insekten nerven manchmal und niemand mag Mückenstiche. Insekten sind aber echte Leistungsträger in der Landwirtschaft. Viele Lebensmittel unseres Alltags gäbe es ohne sie nicht. Denn Bienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge und Co. bestäuben Pflanzen, so dass diese Früchte tragen. Erdbeeren, Äpfel, Mandeln, Kirschen, Gurken, Kürbisse und viele weitere Leckereien verdanken wir bestäubenden Insekten (7).
Darunter sind einige echte Spezialisten: Schokolade verdanken wir bestimmten Mückenarten, die klein genug sind, um in die winzigen Kakaoblüten zu gelangen und diese zu bestäuben (8). Wer Schokolade liebt, hat also einen ganz konkreten Grund, sich für den Erhalt des Artenreichtums auf unserer Erde stark zu machen. Na, wenn das keine Motivation ist!
Gefragt und gefährdet!
Insekten sind wichtige Bestäuber für rund 75 % aller Nutzpflanzen weltweit. Gleichzeitig ist ein Drittel aller bekannten Insektenarten vom Aussterben bedroht. Durch Pestizide, Monokulturen und fehlende Lebensräume. (7)
Den Bestand dieser Leistungsträger zu sichern, sorgt dafür, dass Lebensmittel nicht verloren gehen oder bald unerschwingliche Luxusprodukte sind. Allein in Deutschland würde der Wegfall der Bestäuber einen wirtschaftlichen Schaden von 3,8 Milliarden Euro jährlich verursachen (9). Denn ohne sie gäbe es deutlich weniger Lebensmittel, sodass wir auf teure Importe angewiesen wären.
Stabiles Klima = stabile Ernten
Je mehr sich das Klima verändert, desto anfälliger sind einseitig genutzte Anbauflächen. Schon ein Grad mehr Durchschnittstemperatur kann die Erträge von Weizen, Mais oder Reis – also Grundnahrungsmitteln – um ganze 10 % bis 25 % verringern. Dabei liefern Reis, Mais und Weizen knapp die Hälfte (42 %) aller Kalorien, die weltweit konsumiert werden. (7)
Mehr biologische Vielfalt auf dem Acker sorgt dafür, dass Äcker, Wiesen und Plantagen widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse, Schädlinge und Krankheiten werden.
Artenreichtum sichert eine gesunde Ernährung
Einseitigkeit auf dem Acker führt zu Einseitigkeit auf dem Teller , das ist nicht nur langweilig, sondern uns fehlen auch Nährstoffe (7). Eine vielfältige Ernährung hält uns gesund. Und biologische Vielfalt ist die Grundlage dafür, dass wir jeden Tag satt werden. Mit gesunden und erschwinglichen Lebensmitteln.